Chronik der Sparte Turnen Die Turnabteilung des ATSV Tirschenreuth kann auf eine langjährige Tradition zurückblicken. Bereits im Jahre 1892 wurde der Turnverein – der damals „Deutsche Turnerschaft“ - hieß gegründet. Die Gründungsstatuten und die erste Turnordnung sind erhalten. Als Vereinszweck war bezeichnet: „ …durch Abhaltung regelmäßiger Turnübungen die Ausbildung des Körpers zu bewirken und geselliges Zusammenleben zu fördern!“ Während der beiden Weltkriege war das Abhalten von Turnstunden nur eingeschränkt möglich. Am 07.12.1950 wurde durch Zusammenschluss der damaligen drei Sportvereine in der Stadt Tirschenreuth ein großer Verein unter dem Namen „Allgemeiner Turn- und Sportverein Tirschenreuth 1892 e.V.“ gegründet. Ab diesem Zeitpunkt ging es mit dem Turnbetrieb stetig bergauf. Hilde Klaser, Hanna Bauer, Ilse Till, Brigitte und Albert Zeidler – um nur einige zu nennen – stellten sich ehrenamtlich zur Verfügung und führten die Turnerinnen und Turner Zug um Zug zum Gerätturnen und zur Pflege der Frauengymnastik. Die Turnabteilung des ATSV Tirschenreuth war auch viele Male Ausrichter von Bezirks-, Gau- und Kinderturnfesten. Im breit gefächerten Angebot – angefangen vom Mutter-Kind-Turnen bis zur Fitnessgruppe - können sich heute Kinder, Jugendliche und Erwachsene sportlich betätigen. Sie werden von qualifizierten Übungsleitern und Assistenten bestens betreut.
Friedrich Ludwig Jahn und das Jahr 1806 Das Jahr 1806 war ein Schicksalsjahr für Deutschland. Die Abdankung Kaiser Franz II. am 6. August 1806 bedeutete das Ende der über 800-jährigen Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Der Einmarsch Napoleons in Preußen und die verheerende Niederlage der preußischen Armeen bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 brachte auch Preußen an den Rand des Untergangs. 1806 war aber auch ein Jahr des Neubeginns. Unter der Führung der Freiherren von Stein und von Hardenberg, der Generäle Gneisenau und Scharnhorst und vieler anderer fand Preußen die Kraft zu umfassenden Reformen, die es schließlich 1871 an die Spitze des zweiten Kaiserreiches führten. Das Jahr 1806 war ein Jahr des Neuanfangs auch für Friedrich Ludwig Jahn. Unter dem Eindruck der verlorenen Schlacht von Jena und Auerstedt beschloss er, sein Leben in den Dienst der Freiheit und Einheit Deutschlands zu stellen und seinen Beitrag zur Befreiung Deutschlands vom welschen Joch zu leisten. Schon bald führten seine Aktivitäten ihn in den erweiterten Kreis der Reformer um Stein und Hardenberg, deren von Stein vorgegebenes Motto die Belebung des Gemeinsinns und des Bürgergeistes war. Jahn begann noch im Jahr 1806 mit der Abfassung seines Deutschen Volkstums und sammelte junge Männer um sich, die er durch turnerische Übungen auf den bevorstehenden Befreiungskampf vorbereitete. Bereits fünf Jahre später eröffnete er seinen ersten Turnplatz auf der Berliner Hasenheide. Der 14. Oktober 1806 erweist sich so in der Rückschau auch als ein Schlüsseldatum in der Geschichte der deutschen Turnen- und Sportbewegung. Jahns Aktivitäten waren anfangs wehrpolitisch motiviert, aber sein Turnen verselbständigte sich in der Folgezeit. Er formte es zu einem „System der Körpererziehung..., das zu den bedeutendsten Errungenschaften in der Geschichte der Körperkultur gehört“. Das daraus entstandene Kunstturnen ist als olympische Ursportart heute weltweit verbreitet und wird immer noch an den von Jahn erfundenen Geräten betrieben. Zugleich ist das Jahn’sche volkstümliche Turnen der Vorläufer der nicht auf Wettkampf gerichteten Breitensportbewegung, die heute Woche für Woche Millionen von Deutschen in Bewegung setzt. Und auch dass die Leibesübungen seit mehr als 150 Jahren (und damit viel früher als anderswo) Teil des Unterrichts an öffentlichen Schulen und Lieblingsfach der meisten Kinder sind, geht auf das Wirken Jahns zurück. Als Pate des Turnvereinswesens hat Jahn zum Entstehen einer deutsche Institution beigetragen, die sich durch ihre hohe Integrationskraft und Sozialisierungsfähigkeit als ein soziales Netzwerk bewährt hat, das vielen Millionen von Menschen, vor allem Jugendlichen, Lebensraum und Bindung geboten hat und immer noch bietet. In der Ehrenamtlichkeit der deutschen Turn- und Sportvereine lebt der von Jahn geförderte Gemeinsinn und Bürgergeist auch heute noch vorbildlich fort. |